Filmemacherin Loraine Blumenthal: „Es geht um Annäherung“
Show notes
Aus sportlicher Sicht hat Loraine Blumenthal mit Fußball gar keine Aktien. Aber als Filmemacherin hat sie schon zwei intensive Begegnungen mit dem Sport gemacht, oder eher: In zwei Projekten festgestellt, wie Fußball Begegnung auf und neben dem Feld ermöglicht. Darüber, über ihren beruflichen Werdegang und ihre aktuelle Doku „Im Osten was Neues“ spricht sie in dieser Folge. Übrigens: Mit dem Film kommt die Regisseurin zum Screening in Vereine! Bei Interesse einfach melden.
⚽️ ** Die Folge mit Loraine Blumenthal im Überblick** ⚽️
- 00:00:21 Begrüßung & How to Filmemacherin
- 00:08:54 Themen & Finanzierung
- 00:18:27 „Im Osten was Neues“
- 00:25:33 Nähe zulassen und herstellen
- 00:31:10 Fußball als Feld der Begegnung
- 00:40:16 Die Menschen im Film
- 00:48:36 Fußball gegen die Verzweiflung
- 00:52:26 Mit Rechten reden?
- 01:02:15 Alkoholisierte Männergruppen
- 01:06:12 Mit dem Fußball erzählen
- 01:09:58 Vereinssuche und Verabschiedung
📌 Loraine Blumenthal
📌 Im Osten was Neues
📌 Zum Weiterschauen
Show transcript
00:00:00: Rein sportlich hat doch in Blumenteil mit Fußball sogar nichts am Hut.
00:00:03: Trotzdem hat sie seine Rolle in der Gesellschaft nun schon den zweiten Dokumentationsfilm gewidmet.
00:00:09: Im Osten war es Neues.
00:00:10: Darüber sprechen wir diese Woche im Podcast.
00:00:21: Hallo und herzlich willkommen zu Folge.
00:00:23: einhundert und zehn von Flutlicht an.
00:00:25: Mein Name ist Mara Pfeiffer.
00:00:26: Ich bin immer noch die Person hinter diesem Podcast und habe heute eine Gäste, die nicht selbst aus dem Fußball kommt, aber zuletzt künstlerisch im Fußball gearbeitet hat.
00:00:38: Und zwar die Regisseurin Loreen Blumenthal.
00:00:40: Hallo.
00:00:41: Hallo.
00:00:43: Liebe Loreen, du bist freiberufliche Regisseurin.
00:00:46: Und bevor wir auf deine Anknüpfungspunkte mit dem Thema Fußball schauen, von denen es nämlich tatsächlich schon mehrere gibt, magst du vielleicht erst mal ein bisschen was zu deinem Hintergrund sagen?
00:00:59: Also, wie ist der Wunsch entstanden, zu sagen, ich möchte gerne Filmemacherin werden?
00:01:06: Ja, also das ist relativ früh entstanden, als ich so achtzehn, neunzehn war und man sich ja so fragt, was macht man jetzt mit seinem Leben?
00:01:16: Wo kann's hingehen?
00:01:17: Und die einzige Idee, die ich hatte war, ich mag es zu reisen, ich mag es, Menschen kennenzulernen auf der Welt.
00:01:27: Bin interessiert an anderen Ländern und Zu dem Zeitpunkt hatte halt irgendwie so ein Interesse für Fotografie.
00:01:34: Und aus Fotografie ist Film geworden.
00:01:36: Und ja, das Reisen blieb nach wie vor.
00:01:40: Und das hat sich irgendwie ganz gut kombiniert.
00:01:42: zu Dokumentarfilm.
00:01:44: Also dann erst mal die Entscheidung überhaupt in die Richtung zu gehen und Film zu studieren.
00:01:48: Also ist jetzt kein Diplomstudium gewesen, das ist ein ganz normales geisteswissenschaftliches Studium gewesen, Theater- und Medienwissenschaften habe ich studiert.
00:01:56: Und in dem Rahmen ging das dann so los, dass wir so ein bisschen auf eigene Faust dann so losgezogen sind mit der Kamera, um mal ein bisschen was auszuprobieren.
00:02:08: Und so hat es gestartet.
00:02:10: Du hast es jetzt gerade gesagt, Theater- und Medienwissenschaft ist ja ein theoretischer Studium.
00:02:17: Wo hast du das denn studiert?
00:02:19: In Erlangen, bei Nürnberg.
00:02:22: Und habt ihr überhaupt irgendeinen Praxisbezug im Studium gehabt?
00:02:28: oder hast du da dann einfach vor allen Dingen Gleichgesinnte gefunden?
00:02:33: Also beides.
00:02:33: Ich hatte wirklich das Glück.
00:02:35: Ich bin da irgendwie gelandet.
00:02:37: Ich
00:02:37: habe
00:02:37: mir, glaube ich, nicht zu viel Mühe gegeben, mich wirklich breit zu bewerben.
00:02:43: Und da hatte dann tatsächlich nur Erlangen als Option.
00:02:47: Ich habe dann im Studium tatsächlich auch noch mal geguckt, ob ich irgendwie wechseln könnte.
00:02:51: Und habe mir dann in dem Zuge auch angeguckt, was andere Unis so für Lehrpläne haben.
00:02:57: Und ich muss wirklich sagen, also die Friedrich-Alexander-Universität Theater- und Medienwissenschaften, die haben sehr praxisnah einen Lehrplan.
00:03:04: Und das war total schön.
00:03:06: kann sehr viel ausprobieren.
00:03:08: Es gab ein Medienstudio, da konnte man sich einfach Technik ausleihen, um irgendwas zu drehen.
00:03:13: Es gibt ein Experimentiertheater, wo man frei Theaterstücke inszenieren kann.
00:03:18: Also, das hat auf jeden Fall einen sehr großen Praxisbezug gehabt.
00:03:22: Allerdings muss ich aber auch sagen, ich kann mich gar nicht so richtig daran erinnern, ob es einen Kurs gab, so geht Dokumentarfilm.
00:03:30: Sondern das war dann tatsächlich eher so, dass ich mit meinem besten Freund damals ... gesagt hab, der hat ein Auslandsstudio gemacht in Ghana und ich hab, mein Vater kommt daher und das war dann so die Idee, ich bringe Kameras mit aus dem Medienstudio und komme rüber nach Ghana und wir drehen was.
00:03:48: Und das war dann eher so selbst beibringend tatsächlich.
00:03:51: Also,
00:03:52: so wie eine Kamera funktioniert und auch wie Schnitt einigermaßen funktioniert, das konnte man schon lernen, aber tatsächlich jetzt wie in einem Studium, weiß ich nicht, in den Filmuniversitäten, So was gab's dann nicht.
00:04:05: Das war wirklich so selbst beigebracht quasi.
00:04:09: Ist total spannend, weil das war jetzt hier in dem Podcast logischerweise noch nie Thema, aber ich hab ja tatsächlich auch für Wissenschaft studiert.
00:04:18: Aha!
00:04:18: In Mainz, nämlich.
00:04:19: Und damals war das alles noch komplett anders, weil da war halt noch Magisterstudiengang und ... Bei mir auch.
00:04:25: Ah ja, siehst du?
00:04:26: Und bei uns gab's halt ein Unifernsehen, und darüber ist dann ganz viel gelaufen, weil wir da auch mit Kameras losziehen konnten und schneiden und so weiter.
00:04:35: Ich hab auch ganz lange eigentlich so immer Fernsehen ... den machen wollen, bevor ich zum Schreiben zurückgekehrt bin.
00:04:41: Und daraus irgendwann auch das mit dem Podcast entstanden ist.
00:04:43: Aber deswegen find ich das ganz spannend.
00:04:45: Weil es gibt genau diesen Unterschied, der Leute, die sich damit noch nicht befasst haben, nicht so klar ist, dass es einerseits diese eher theoretischen, soziologischen Studiengänge gibt.
00:04:56: Und andererseits aber eben diese ganz klassischen Filmstudiengänge, die aber dann ja noch mal ganz anders auch zugangs beschränkt sind.
00:05:04: Wo man dann eben wirklich auch Regie und ... Produktion und Drehbuch ganz so hands-on lernt.
00:05:11: Das ist dann auch richtig mit Aufnahmeprüfung.
00:05:14: Also tatsächlich muss ich sagen, das war ganz lustig.
00:05:16: Wir haben also quasi dieses geisteswissenschaftliche Studium gemacht und waren dann damit fertig nach, also auf Magister, nach sechs Jahren Studium.
00:05:24: und wir standen da alle und hatten das Gefühl, wir können nichts.
00:05:27: Wir haben nur Theorie, wir können gar nichts.
00:05:29: und dann haben sich viele von meinen Freundinnen dafür entschieden, dann doch auch nochmal an die Filmuni zu gehen, also quasi mit Aufnahmeprüfung.
00:05:36: auf Diplom noch mal.
00:05:38: Und ich hatte da keine Lust zu, deswegen ich dann nach England gegangen bin, um da so ein Masterstudium zu machen.
00:05:45: Also ich war wirklich, glaube ich, ich glaube, mein Studiengang war der letzte auf Magister,
00:05:50: so
00:05:50: meine ich.
00:05:51: Ja, ja, genau.
00:05:53: Also es war gerade so der Wechsel.
00:05:54: Genau, also in Bristol hast du dann noch eine Master of Arts gemacht.
00:05:58: Dokumentationspraxis quasi.
00:06:00: Genau, genau.
00:06:01: Da muss ich aber auch dazu sagen, also es war jetzt auch nicht so... Also es ging natürlich um die Praxis, aber das war eigentlich auch ein bisschen ähnlich wie auch in Erlangen.
00:06:12: Wir hatten theoretische Kurse und dann ging es halt darum, macht noch mal ein eigenes Projekt so in der Richtung.
00:06:21: Also von daher, das war auch sehr gut.
00:06:24: Da hatten wir ein bisschen mehr Anleitung, muss ich schon sagen, was jetzt Lehrkräfte anging, die da auch wirklich Expertise hatten.
00:06:30: Aber ich muss wirklich sagen, bei Dokumentarfilm, ist schon irgendwie so was, was man einfach machen muss.
00:06:39: Also am besten ist wirklich losziehen, also klar die Basics, wie eine Kamera funktioniert, wie Schnitt funktioniert, wie Ton funktioniert und dann losgehen und ausprobieren.
00:06:48: Also so hab ich's gelernt und ich bin damit eigentlich ganz gut gefahren.
00:06:53: Bei Spielfilmen kann ich's verstehen, es ist noch mal was anderes, ein großes Team, viele Departments, aber bei Dokumentarfilmen kann man machen.
00:07:03: Ich hab auch tatsächlich ein bisschen den Eindruck, wenn man draufschaut, dass schon auch die Menschen, die das dann lehren an den Hochschulen, schon zwar einerseits das Handwerk lernen, aber andererseits ja schon auch ein sehr großes... Also Verständnis von sich als Kunstschaffender haben und dass die eher so dann auch selber in den Spielfilmbereich vielleicht rein denken als so in den Dokumentarbereich.
00:07:26: Weil letztlich, was du machst, hat ja schon auch eine stark journalistische Komponente, oder?
00:07:30: Also genau die ganzen Geschichten mit Recherche und so weiter.
00:07:33: Das ist ja schon ein anderes Arbeiten, als wenn man ein Drehbuch schreibt.
00:07:37: Absolut.
00:07:37: Also ... Drehbücher gibt es ja bei Dokumentarfilmen der Art gar nicht, wie es sie beim Spielfilm geht.
00:07:45: Also wir schreiben Exposies oder Treatments nennt man das.
00:07:50: Also quasi je nachdem, aber ... Es gibt unterschiedliche Formate, aber von so einer Seite bis zu fünfzehn Seiten, wo man einfach niederschreibt, wer die Personen sind, die man vor der Kamera oder mit der Kamera begleiten möchte, was die Geschichte ist.
00:08:07: Also nichtsdestotrotz Film bleibt ja Film.
00:08:10: Man muss ja trotzdem eine Form von, muss man nicht, aber die Filme, die ich mache, ich möchte trotzdem einer gewissen Dramaturgie folgen.
00:08:19: Also ich würde jetzt nicht ... dringend einen Film machen, wenn es jetzt um Fußball geht, wo man eine Stunde lang sieht, wie Leute Bälle kicken.
00:08:31: Da muss ja irgendwie auch was passieren.
00:08:32: Und das muss man sich immer wieder mit so einem Realitätscheck gucken, was da ist, was passieren kann.
00:08:42: Also, wenn wir so ein bisschen was in Aussicht haben, hat der Protagonist vielleicht irgendein Ziel, wo er hin will, was er vorhat, was ihn umtreibt, wo vielleicht auch Veränderungen passieren kann.
00:08:50: So entsteht dann halt Dramaturgina.
00:08:54: Und wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, was du schon so gemacht hast, dann bekommt man schon einen sehr starken Eindruck, dass du nun ein Fokus auf gesellschaftlich relevante Themen legst.
00:09:05: Hast du für dich so ein Rollenbewusstsein oder so was ... Du hast gerade gesagt, die Frage ist, ob Protagonistinnen ein Ziel haben.
00:09:13: Hast du für dich auch so eine Zielsetzung?
00:09:16: Möchtest du quasi was erreichen?
00:09:18: Oder machst du ... Wie würdest du dich da selber charakterisieren als Filmemacherin?
00:09:25: Oh, möchte ich was erreichen?
00:09:26: Ähm ... Ich ... Also, ich hab ... Ehrlich gesagt, was jetzt so richtig Karriere angeht, so möchte ich mal den Grimmepreis erreichen.
00:09:40: Ich sollte mal solche Ziele haben, ohne solche Ziele kommt man da ja auch nicht hin.
00:09:44: Aber ich muss ehrlich sagen, wenn ich jetzt darüber nachdenke, wo ich so hin will mit Dokumentarfilm oder was mich so angetrieben hat, dann ging es tatsächlich eher wirklich um reine Storytelling.
00:09:55: Also ich hab einfach irgendwie schon ... Also anders, was mich irgendwie eher so antreibt, ist tatsächlich so die Neugierde und dieses aufregende Gefühl von, man kann in Bereiche reingucken, wo man sonst einfach nicht reinkommt.
00:10:11: Mir fällt kein anderer Beruf ein, wo man an so viele unterschiedliche Orte mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun haben kann.
00:10:21: Also das ist für mich nach wie vor, und ich mach das ja jetzt auch schon seit einer Weile, aber für mich ist es nach wie vor immer wie so eine ... Also eine große Bereicherung und auch wie so ein kleines Wunder, dass man da einfach so eintauchen kann.
00:10:33: Also ich war schon im Frauenknast, ich war hab irgendwie ... mutmaßlichen, naja, eigentlich, naja, Mörder gegenüber gesessen, naja ehemaligen, doch tatsächlich, ja, einer Mörderin gegenüber gesessen und konnte mich mit der unterhalten.
00:10:51: Ich war Flüchtlingslagern, ich war wirklich an vielen Orten und dazu zähle ich auch tatsächlich bei im Osten was Neues.
00:10:58: Dazu zähle ich so in Anfangszeichen.
00:11:01: einfach Realitäten, wie die zum Beispiel von Thomas Eichstedt, also einfach bei ihm zu Hause zu sein mit seiner Familie, das zähle ich dazu.
00:11:09: Ich finde das immer ein wahnsinniges Privileg, wenn man da mit Menschen einfach zu tun haben kann und da so dicht rangelassen wird.
00:11:16: Ja, total.
00:11:18: Genau auf diese Geschichte mit der Nähe würde ich gleich auch gerne noch ein bisschen intensiver eingehen, um vielleicht mal noch eine Sache zu fragen, bevor wir dann auf den aktuellen Film eben kommen, das den gerade schon genannt, im Osten was Neues.
00:11:36: Eine Schwierigkeit... im Bereich Filme machen generell, ob jetzt Doku oder Spielfilm, ist ja natürlich, dass man immer auch eine Finanzierung
00:11:45: braucht.
00:11:46: Genau.
00:11:47: Du hast ja jetzt schon den einen oder anderen Preis gewonnen.
00:11:50: Hilft das auch bei Förderung?
00:11:53: Kannst du vielleicht für Leute, die sich mit dem Thema noch nie befasst haben, ein bisschen sagen, was sind da einfach so Stellen, wo man hingeht und versucht eben, eine Finanzierung, eine Zusammenarbeit zu bekommen?
00:12:06: Okay, ähm, ja, ich versuch's mal ... bisschen zu raffen.
00:12:10: Also grundsätzlich ist so der gängige Weg, wenn man jetzt sagt, okay, ich habe ein Thema, das interessiert mich und darüber würde ich gerne einen Film machen.
00:12:20: Dann ist erstmal etwas, was man machen kann und das ist super wichtig zu wissen, was man als privat Mensch so machen kann, wo man kein Team dahinter braucht oder bis kaum... Und die Gelder kann man selber beantragen.
00:12:36: Das ist Stoffentwicklung.
00:12:38: Es gibt verschiedene Anstalten, die bieten Stoffentwicklungsgelder.
00:12:42: Die sind genau dafür da, dass du dann nur Summe x bekommst.
00:12:45: Und von dieser Summe kannst du recherchieren.
00:12:48: Du kannst so ein paar erste Dreharbeiten machen und zu gucken, wie deine ProtagonistInnen oder dein Syngé so vor der Kamera ... Kamera wirkt und aussieht.
00:12:58: Du kannst dich selber so ein bisschen testen, schreiben, weil im Endeffekt ist das die Vorbereitung, so ein Konzept zu erstellen von einem Treatment, was Drehbuch ähnlich ist, was ich gerade eben schon erwähnt habe, über mehrere Seiten, wo quasi dargelegt ist, wie dein Film aussehen soll, wie der sich anfühlt.
00:13:16: Ein visuelles Konzept gehört meistens dazu.
00:13:19: Eine Protagonistenbeschreibung.
00:13:23: Und das alles ist ja Arbeit und das kann man ganz gut über diese Stoffentwicklung finanzieren.
00:13:29: Wie gesagt, auch erste Dreharbeiten und daraus einen kleinen Teaser schneiden, weil oft ist es so, dass der nächste Schritt ist dann zu einer Produktfilmproduktionsfirma zu gehen.
00:13:38: Das sind sozusagen die Mittler zwischen Fernsehsendern und Filmemachern, die quasi das ganze Management übernehmen.
00:13:45: Also du willst ja eigentlich als Filmemacher nur losgehen und drehen und die ganze wirklich große Finanzierung, den Dialog zwischen Fernsehsender, Redaktionen und dir bzw.
00:13:58: das Zusammenstellen von Teams mit Absprache mit dem Filmemacher.
00:14:03: Das übernimmt alles.
00:14:05: die Produktionsfirma.
00:14:06: Alles, was man nicht machen möchte, weil man kreativ sein möchte, das übernimmt die Produktionsfirma.
00:14:11: Aber um die an Bord zu bekommen, ist es natürlich gut, wenn du schon sagen kannst, so hier ist mein Konzept, hier ist meine Filmidee, hier gibt es irgendwie erstes visuelles Material.
00:14:20: Das kann man dann alles in der Stoffentwicklung sozusagen machen und dann damit hingehen, dann sagen die Produktionsfirma im besten Falle super, machen wir, dann gehen die zu den Redaktionen, zum weiß ich nicht, ARDZDFMDR, wer auch immer und sagen so wir haben hier ein tolles eine tolle filmemacherin ein tolles konzept.
00:14:38: nehmt es doch mal bitte in eure programm konferenz dann sagt das sagt der fernsehsender super machen war und dann kommt irgendwie geld zustande.
00:14:47: Meistens dann natürlich auch noch mit weiteren Geldquellen.
00:14:50: Und dann kann man loslegen.
00:14:51: Das ist jetzt die Disney-Version.
00:14:55: Das heißt, dass es die, wenn alles funktioniert.
00:14:58: Das
00:14:58: ist die Version, wenn alles läuft wie ein Träumchen.
00:15:00: Und das tut es natürlich meistens nicht.
00:15:02: Und ich muss auch wirklich sagen, ich hab meinen allerersten langen Film, The Mayors Race, gemacht.
00:15:10: Für mich ganz schlimme Umständen.
00:15:11: Wir hatten nämlich gar keine Finanzierung sehr, sehr lange.
00:15:16: Und das hat einfach, ja, ich musste mir da irgendwie, ich weiß bis heute ehrlich gesagt nicht, wie ich den Film gemacht habe.
00:15:23: Es hat sehr viel Selbstgeistelung und selber finanziert, selber produziert.
00:15:31: kaum Ausgaben gehabt und wenn da nur eigene unbezahlt, so was alles, würde ich auch heute tatsächlich nicht mehr arbeiten wollen.
00:15:38: Auch ohne dass ich jetzt wusste, dass es jetzt leichter wird, war das für mich irgendwie, also die Industrie, das funktioniert so nicht, das geht einfach nicht, das mache ich nicht mehr.
00:15:48: Und dann war es aber ganz schön, weil ich dann dann gesagt habe, ich möchte mich nicht mehr hinsetzen und recherchieren, ohne dass das irgendwie finanziert ist, weil oft Deswegen sage ich Disney-Version, oft ist es so, dass man viel recherchiert, viel schreibt, dreht und das dann versucht zu verkaufen den Stoff an Produktionsfirmen und dann Fernsehsender.
00:16:06: Und das, da passiert aber nichts.
00:16:08: Weil der Markt natürlich auch überflutet ist.
00:16:11: Also es gibt einfach viele Menschen, die das vorhaben.
00:16:14: Und da muss man irgendwie rausstechen und das muss man auch irgendwie schaffen.
00:16:19: Und selbst wenn eine Produktionsfirma überzeugt ist von deinem Stoff, heißt es nicht, dass die Fernsehsender überzeugt sind.
00:16:24: Die haben nämlich auch ganz viele Einreichungen.
00:16:26: Heißt, im schlimmsten Falle hat man dann vielleicht ein, zwei Jahre mit Recherche und irgendwie immer wieder gucken, dass daraus irgendwas wird, nicht vergeudet, aber verbracht, ohne dass daraus was wurde.
00:16:38: Und das war dann unbezahlter Arbeit und das war dann irgendwie auch für mich so, okay, ich möchte das nicht mehr machen, ohne dass diese Zeit ... wo man quasi die Projekte entwickelt, auch vergütet ist.
00:16:49: Und das ist jetzt zumindest irgendwie auch einfacher geworden.
00:16:53: Es gibt nicht viele Möglichkeiten, es gibt Stipendien, wo man solche Gelder bekommen kann.
00:17:01: Es gibt Stoffentwicklungen, aber es sind nicht so viele Möglichkeiten tatsächlich.
00:17:07: Das ist ein bisschen schade.
00:17:10: Das war so ein bisschen mein Frust und ich muss aber auch sagen und ich hab mir dann auch gedacht irgendwie okay, ich möchte das nicht mehr so machen.
00:17:16: wie bei The Mayor's Race.
00:17:17: Und dann hat es aber irgendwie geklappt, und ich glaube aber auch, um auf deine Frage zurückzukommen, dass das geklappt hat mit den Stoffentwicklungsförderungen, weil ich halt The Mayor's Race schon gemacht habe und weil ich halt schon ein bisschen was vorzeigen konnte.
00:17:30: Also ich hatte einen mittellangen Film, das ist der Film, den ich in Ghana gedreht habe, auch ein Fußballfilm, und dann The Mayor's Race, mein ersten Lang, wo ich auch Preise gewonnen habe.
00:17:38: Und das hilft.
00:17:40: Das ist dann ... Also für alle da draußen, die tatsächlich sowas vorhaben, würde ich sagen, macht euren ersten Film auch euren zweiten und wenn es dann nicht einfacher wird.
00:17:51: dann muss man vielleicht irgendwie abwägen.
00:17:53: Aber ich denke schon, dass so ein erster und vielleicht auch ein zweiter Film hilft, um sich so ein Portfolio aufzubauen, das schafft dann einfach Vertrauen für die Filmproduktion und Fernsehsender im Sinne von A, der die kann wirklich drehen oder wirklich auch Geschichten erzählen oder hat eine spannende Art irgendwie Perspektiven einzunehmen etc.
00:18:12: Also da muss man vielleicht durch.
00:18:16: Aber viele haben auch Glück und machen ihren ersten Film direkt mit Förderung.
00:18:20: Das ist auch nicht auszuschließen.
00:18:22: Aber auch kein einfaches Geschäft auf jeden Fall.
00:18:27: Du hast deinen Film im Osten was Neues über einen langen Zeitraum auf jeden Fall gemacht, wenn man mal beginnt mit der ersten Begegnung mit Thomas Archie Eichstedt, der ... man kann sagen einer der Protagonisten ist.
00:18:45: Ihr habt euch durch ... richtig?
00:18:49: Und er ist eben einer, der früher in der rechten Szene verankert und durchaus auch aktiver.
00:18:56: Und heute ... ein Team im Fußball trainiert, in dem sehr viele aber nicht nur Geflüchtete spielen.
00:19:03: Kannst du vielleicht mal erzählen, wie war eure erste Begegnung und was war so der Moment, wo du für dich gemerkt hast, Mensch, das ist ja auch ein Film.
00:19:18: Also unsere erste Begegnung ... Also, dass wir uns das erste Mal gesehen haben, das ist ein bisschen später erst gewesen.
00:19:28: Wir hatten ziemlich viel Telefonkontakt.
00:19:30: Das war ja ... Das war ja ... Das war ja ... Es war im Nachhinein irgendwie ganz dankbar, weil das war so meine Zeit, wo ich dann gesagt hab, okay, ich hab nix zu tun.
00:19:42: Und fang einfach an zu recherchieren, nach neuen Stoffen, etc.
00:19:47: Und er hatte dann ein Artikel gefunden von ihm im Nordkorea, genau über das Thema, nur über den FC Pio, über auch seine Vergangenheit.
00:19:57: Und ich hatte ihn aber eigentlich wursprünglich kontaktiert für ein ganz anderes, also nicht ein ganz anderes Thema, aber ich hatte eigentlich vor, so ein Kinderdokumentarfilm mal auszuprobieren und war auf der Suche nach verschiedenen Kindern deutschlandweit mit Migrationshintergrund und vielleicht ... Interessanten Geschichten.
00:20:17: Und da bin ich auf diese Fußballmannschaft erst gekommen und auch auf einen anderen Spieler, der auch in dem Film ist und seinen Sohn.
00:20:27: Also eigentlich ging es gar nicht so sehr um Aichi.
00:20:30: Und aus diesem ganzen Thema ist aber nichts geworden.
00:20:33: Und dann hatte ich aber den Kontakt mit Aichi und es war total herzlich, wir haben uns gut verstanden.
00:20:38: Ich hatte den Kontakt mit Thomas Bundu, der weitere Protagonist im Film.
00:20:45: Und das war dann irgendwie so für mich, dass ich dachte, okay, jetzt ist aus dem Thema nichts geworden, aber es ist eigentlich mit Aichi und seiner Story.
00:20:51: Und das war dann aber so, dass tatsächlich Aichi ziemlich proaktiv war.
00:20:57: Der hat mich dann eingeladen und gesagt, Mensch, komm doch mal einfach rum, ich zeig dir den Jugendclub, wo er arbeitet.
00:21:02: Wir können uns auch mal so kennenlernen.
00:21:04: Und das ist jetzt nicht so weit weg von Berlin.
00:21:07: Und ja, dann bin ich die zwei Stunden, hab ich mich ins Auto gesetzt, bin da hochgedüst.
00:21:12: Und ja, unsere erste Begegnung, also wer das Filmplakat kennt bzw.
00:21:16: dann auch vielleicht den Film guckt oder den Trailer sieht, also der weiß, wie er hier aussieht.
00:21:26: Das ist so ein bisschen Muscle-Memory.
00:21:27: Ich hab die Tür aufgemacht und es war wirklich für mich so, dass mein Körper mir zumindest gesagt hat, so, lauf weg.
00:21:34: Mein Verstand hat mir natürlich gesagt, irgendwie ist es total erschwachsinn.
00:21:38: Ihr kennt euch übers Telefon, er hatte dich eingeladen, natürlich tut er dir nichts.
00:21:41: Aber er sieht halt immer auch noch, hat halt immer auch noch dieses Äußere, was man vielleicht auch irgendwie falsch lesen kann.
00:21:52: Also groß, glatzköpfig, kräftig, tätowiert.
00:21:55: Das stand da dann irgendwie da.
00:21:58: Und das war so im ersten Moment ein bisschen mulmig für mich.
00:22:01: Aber wie gesagt, natürlich ... kannten wir uns schon und es war klar, dass da überhaupt gar keine Gefahr besteht.
00:22:08: Wir haben uns gut verstanden und ich hab ihn dann irgendwann gefragt, ob er sich das vorstellen kann, so in meinem Dokumentarfilm zusammenzumachen.
00:22:16: Ich hab ihm auch von Anfang an gesagt, dass ich keine Reine ... Also, dass es mir natürlich ... dass es auch um seine Vergangenheit gehen soll, aber nicht nur.
00:22:28: und dass ich auch keine reine Aussteigergeschichte machen möchte, sondern auch wirklich die anderen oder andere Mitspieler aus seinem Team ja porträtieren möchte oder begleiten möchte.
00:22:40: Und ich glaube, also, wir waren ja jetzt schon ein paar Mal auf Q&As zusammen, also so ein Filmgesprächen, wo wir den Film gezeigt haben.
00:22:48: Und er sagte immer so als Reaktion da drauf, als sich ihn da gefragt hat, er dachte irgendwie, dass ich ein bisschen ... was ich jetzt eigentlich will.
00:22:57: Und irgendwie hat das gar nicht so richtig verstanden.
00:23:00: Das kann ich total gut verstehen, weil ich glaube, langer beobachtener Dokumentarfilm.
00:23:06: Also die wenigsten Menschen ... haben ja wirklich eine Ahnung wie, also wissen natürlich, was ein Dokumentarfilm ist oder nur Dokumentation oder eine Reportage, aber können erst mal gar nicht unbedingt unterscheiden, was das für Formate sind.
00:23:18: Und dann heißt recht nicht, was das für einen Commitment bedeutet.
00:23:23: Also auch wirklich da dabei zu bleiben.
00:23:25: Das ist jetzt nichts.
00:23:26: Wenn man eine Reportage macht, dann ziehe ich los, dreht Tage vielleicht und dann gehe ich nach Hause und schneide es und fertig.
00:23:32: bei langen beobachtenen Dokumentarfilmen.
00:23:35: Wir haben, glaub ich, einundzwanzig mit dieser Stoffentwicklung, mit den ersten paar Drehs oder zwanzig.
00:23:39: Wir haben ja also auf jeden Fall durchgängig zwei, drei Jahre gedreht.
00:23:43: Und das muss man ja auch erst mal mitmachen.
00:23:46: Und da gab es auch tatsächlich mit einigen anderen dann schon auch noch mal Missverständnisse.
00:23:52: Ich sag das natürlich, aber ich glaube, das kann man sich irgendwie gar nicht so richtig vorstellen.
00:23:56: So wie du willst jetzt drei Jahre oder zwei Jahre mit der Kamera ständig hier vorbeikommen.
00:24:03: Die Baustellen gab es dann schon mit Aichi weniger, aber mit Thomas Bundu war es zum Beispiel so.
00:24:09: Wir hatten in der Stoffentwicklung diese ersten drei, vier Tage finanziert gehabt, haben dann auch mit ihm gedreht.
00:24:17: So ein Testinterview gemacht und dann hat das ein bisschen gedauert, bis die Finanzierung wirklich stand mit dem ZDF und der Filmförderung in MV.
00:24:27: Und dann war das alles zusammen und ich bin zurückgegangen und dann hab gesagt so, es war wirklich der erste Drehtag und hab gesagt so, Thomas, wir können jetzt anfangen.
00:24:35: Wie schön ist das?
00:24:35: Und er war so, nee, nee, aber ich dachte, wir wären fertig.
00:24:38: Also ich will jetzt, ich hab gar kein Lust mehr auf das Projekt, ich bin raus.
00:24:42: Und ... ja, ja.
00:24:43: Also, ich hatte da ... das waren keine einfachen Dreharbeiten, muss ich ehrlich sagen, weil ich dachte mir, na ja, ich hab im Irak gedreht, in Ghana gedreht, an verschiedensten Orten gedreht, die nicht einfach sind.
00:24:54: Ja.
00:24:55: Und ich dachte mir nach Torgelo, also so ein bisschen da ... weiß ich nicht, ein bisschen nach Nordostdeutschland, zwei Stunden von Berlin.
00:25:02: Endlich mal Ruhe und Entspannung.
00:25:04: War es nicht.
00:25:05: War es gar nicht.
00:25:08: Also, die Protas, die mir rein rausgesprungen sind aus dem ... Und da war ich natürlich all die total dankbar, weil der war einfach so eine richtige Konstante.
00:25:16: Das war nie eine Frage, dass der aussteigt und irgendwie nicht mehr mitmacht oder irgendwas doof findet.
00:25:22: Er war einfach von Anfang an und auch seine Familie, muss ich dazu sagen.
00:25:26: Von Anfang an total herzlich, total offen.
00:25:29: Ja, also das war ich sehr dankbar für.
00:25:33: Ich muss auch sagen, das ist was, was man dem Film ... anmerkt.
00:25:38: Also, weil ich hab natürlich viel gelesen drüber im Vorfeld und den Trailer auch gesehen.
00:25:45: Und auch so immer diese Beschreibung von ihm, was du jetzt auch gerade gesagt hast.
00:25:50: Aber im Film hat man nicht eine Sekunde das Gefühl.
00:25:57: Also, ich hatte das nicht.
00:25:59: Da ist ein Typ von dem irgendwas ausgeht, was bedrohlich oder nicht gut ist oder so.
00:26:05: Der wirkt so ... gemütlich in seiner Rolle und in seiner Haut.
00:26:12: Und diese Offenheit, die zeigen ja alle.
00:26:16: Also eher seine Frau, dann haben die ja die fünf Kids.
00:26:20: Aber eben genauso auch die Teammitglieder.
00:26:24: Das ist ja jetzt überhaupt nicht so, du hast vorhin Disney gesagt, dass die jetzt irgendwelche Disney-Geschichten zu erzählen haben, sondern die haben ja wirklich alle harte Brocken, die sie schon mit sich rum schleifen.
00:26:35: Und ... Alle sind aber super nah, aber total offen und haben dir ja offensichtlich wirklich ein ganz, ganz großes Vertrauen mit ihrer Geschichte entgegengebracht.
00:26:47: Wie kommt man an so einen Punkt?
00:26:50: Ja, also wie gesagt, das ist ja ein Geben und Nehmen.
00:26:54: Also, wenn ich so eine Art Film mache und das ist natürlich was anderes, ich versuche natürlich auch Vertrauen zu gewinnen, wenn ich nur eine Reportage mache.
00:27:03: Das muss einfach sein.
00:27:05: Also ... Ich zieh nie los und sage, hallo, ich bin Loreen, das ist meine Kamera und jetzt geht's los.
00:27:11: Sondern da sind immer viele Gespräche vorab, die ich mache, die ich führe mit meinen potenziellen Protagonistinnen.
00:27:20: Also mir ist es sehr wichtig, dass die Leute verstehen, was ich vorhabe.
00:27:24: Das ist also natürlich bei Aichi... habe ich das genauso gemacht wie bei den anderen.
00:27:31: Es kann aber natürlich auch nochmal sein, gerade wenn ich mit Geflüchteten arbeite, weiß ich nicht, dann kann es sein, dass es da vielleicht nochmal eine Sprachbarriere gibt oder auch generell irgendwie ein Verständnis nochmal für Medien irgendwie auch nochmal ein anderes ist.
00:27:43: Also grundsätzlich führe ich sehr viele Gespräche.
00:27:46: Ich bin auch sehr offen, was mich selbst angeht, weil ich schon das Gefühl habe, dass Also so entsteht halt Vertrauen.
00:27:55: Ich teile natürlich auch von mir.
00:27:57: Und gerade mit Thomas Bundu zum Beispiel, das ist ein Spieler, der zu dem Zeitpunkt zu siebenundzwanzig war.
00:28:04: Der hat drei Kinder und eine Frau, kommt aus Tirellione.
00:28:07: Und mit dem habe ich mich wirklich sehr, sehr gut verstanden, weil ich aber auch seine Realität sehr gut verstehen konnte als schwarzer Mensch in so einem neuen Bundesland.
00:28:19: Und ich konnte Archie total gut verstehen.
00:28:22: weil ich selber auch in Mecklenburg-Vorpommern gelebt hab und irgendwie, ja, so ein Verständnis für deren Mentalität und auch dafür, was es teilweise für Verhältnisse gibt in Mecklenburg-Vorpommern.
00:28:35: Also, da gibt es halt einige Landkreise mit wirklich sehr, sehr hohen arbeitslosen Quoten und sehr hohen Alkoholikerraten.
00:28:44: Damals, wo ich gewohnt hab, ich glaub, es war tatsächlich deutschlandweit die höchste Arbeiter- und Alkoholikerquote deutschlandweit.
00:28:52: Also, nicht, dass eigentlich jetzt Alkoholiker ist, aber ich will nur sagen, diese prekären Verhältnisse in MV, die kenn ich halt auch.
00:28:59: Und bei Assad war es halt irgendwie so dieses Jugendlichesein mit Migrationshuntergrund in der MV.
00:29:05: Also ich hatte da selber auch einfach wirklich bei allen Bezugspunkten, was es natürlich, oder denke ich, könnte ich mir so erklären, für die auch einfacher gemacht hat, mir zu vertrauen, dass ich jetzt nicht jemand bin, der gar keine Ahnung hat, von was die durchmachen.
00:29:21: Und ich möchte mir das auch nicht anmaßen.
00:29:22: Ich hab keine Kriegserfahrung beispielsweise wie Thomas Bondu oder auch viele andere der Spielerinnen.
00:29:31: Aber ja, ich war auch noch nie in der rechten Szene.
00:29:34: Auch da fehlt mir natürlich die Erfahrung.
00:29:37: Aber klar, es gibt so Ansätze, wo ich schon nachvollziehen kann, wie es den Leuten geht.
00:29:42: Und ich glaub, das hilft.
00:29:43: Ach so, noch eine andere Sache.
00:29:45: Ich versuche auch wirklich immer zu gucken, Weil ich fühle mich, dann muss ich ehrlich gestiegen, auch manchmal selber so ein bisschen komisch, dass ich da mal so ankomme und dann was will.
00:29:58: Für mich ist es irgendwie auch wichtig, zurückzugeben.
00:30:00: Deswegen ist es für mich auch immer die Frage, okay, wenn ich das jetzt mit dir mache, du hast damit ja eigentlich nichts zu tun.
00:30:07: Ich will den Film machen, nicht du.
00:30:09: Dann finde ich die Frage auch gerechtfertigt, was hast du eigentlich daraus für Nutzen?
00:30:14: Oder wie kann dir das nutzen?
00:30:16: Und versucht dann halt auch hinter der Kamera oder hinter den Filmarbeiten, beispielsweise jetzt bei Thomas Bundu, auch wirklich zurückzugeben, zum Beispiel auf Ebene, was sind deine aktuellen Probleme?
00:30:27: Wie kann ich dich da unterstützen?
00:30:29: Es gab zum Beispiel den Moment, wo er an seinen Rechtsanwalt, der ihm da eigentlich in Sachen Integration und Aufenthaltsstatus helfen sollte oder auch geholfen hat, dass er den nicht erreichen konnte.
00:30:40: Und da dachte, war dann irgendwie für mich ... so ein bisschen der Moment da, okay, das kann ich vielleicht leisten.
00:30:46: Und hab den halt kontaktiert, mich getroffen mit dem in Berlin, auch mit dem gesprochen natürlich auch wiederum irgendwie, dass ich meinen Anliegen hatte, dass ich denen auch gerne für eine Szene gewinnen wollen würde, die auch im Film drin ist.
00:30:59: Aber gleichzeitig hat das halt einfach für Thomas auch bedeutet so, endlich hab ich mal wieder Kontakt zu meinem Anwalt, der vielleicht sonst nicht erreichbar war.
00:31:06: Und das hab ich dann irgendwie so anstoßen können.
00:31:11: für die regelmäßigen Hörerinnen das Podcast, die sich jetzt vielleicht so ein bisschen fragen, weil es schon, glaub ich, eine ungewöhnliche Folge ist.
00:31:23: Wo bleibt eigentlich der Fußball?
00:31:26: Wir kommen zu dem Fußball noch.
00:31:28: Ich würde aber tatsächlich gerne erst mal noch ein bisschen bei der Geschichte deiner einzelnen Protagonistin.
00:31:33: Du hast es gerade schon so ein bisschen angerissen bleiben.
00:31:37: Also, was ich total beeindruckend fand, war, dass ... eben der Fußball und wie der Fußball diese Gruppe zusammenhält auch ein Stück weit.
00:31:49: Vor dem Rückblick eigentlich steht auf eigentlichs Vergangenheit.
00:31:53: Du hast es gerade auch schon gesagt, du wolltest keine klassische Aussteigergeschichte erzählen.
00:31:57: Also es gibt ganz am Anfang dieses, dass man das mitbekommt.
00:32:02: Da war irgendwas, aber dass die Geschichte so richtig erzählt wird.
00:32:05: Das ist eigentlich relativ weit nach hinten verlagert im Film.
00:32:08: Erst mal steht so ... Das Kennenlernen der Menschen auch ganz unkommentiert und auch eben die Personen, um die es geht.
00:32:17: Im Fokus und man erfährt so nach und nach, wer sind die, wer gehört zu denen jeweils, was sind das für Gruppen untereinander innerhalb dieser Großgruppe.
00:32:27: Und es gibt aber zwei Szenen, wo ich so für mich dachte, also ... Das eine, was du jetzt gerade schon angesprochen hast, mit so der Realität einer Region.
00:32:45: Man merkt, bei diesem Film finde ich ja sehr stark, während Politik immer mehr mit Feindbildern arbeitet und so Lager aufmacht, ihr und die und so weiter, kommen in deinem Film ... eigentlich sehr viele Menschen vor, die in so einer Außensicht in solche Lager gesteckt werden.
00:33:14: von wegen, die sind daran schuld und die sind daran schuld und die sind daran schuld.
00:33:18: Und jetzt treffen aber diese Menschen, die in diese unterschiedlichen Lager gesteckt werden von außen aufeinander und stellen fest.
00:33:26: Wir sind eigentlich alle in der total beschissenen Situation.
00:33:30: Und wir versuchen uns gegenseitig zu helfen.
00:33:32: Aber jetzt mal ein dicken Anfangszeichen, die da oben ist natürlich auch eine schwierige Sicht auf Politik.
00:33:37: Aber ein Stück weit ist es ja so.
00:33:40: Die haben eigentlich kein Interesse weder an Menschen.
00:33:43: die im Osten groß geworden sind und in so einer wirklich eher abgehängten Region irgendwie sind.
00:33:49: Noch an Menschen, die eben mit einem Flucht- und Migrationshintergrund versuchen, sich irgendwie zu integrieren.
00:33:55: Noch an so jemandem, der aus der rechten Szene ausgestiegen ist.
00:33:59: Du hast da Menschen, die wirklich ja um ihre Existenz halt einfach kämpfen.
00:34:04: Und die sich also komplett berechtigt, vollkommen alleine gelassen fühlen.
00:34:10: Und ... wie die dann aber füreinander da sind in diesem Setting.
00:34:18: Und das ist ja überhaupt nicht ... Ich glaube nicht, dass das die Regel ist.
00:34:21: Ich glaube, dass das schon was Spezielles ist, was du da für den Film gefunden hast.
00:34:26: Das ist sicherlich auch nicht die absolute Ausnahme, aber ich glaube nicht, dass es die Realität ist.
00:34:31: Dass es Menschen aus so unterschiedlichen Gruppen, die so ins Abseits gestellt sind, gesellschaftlich, schaffen, sich dann ... gegenseitig so zu helfen.
00:34:41: Und da hab ich mich dann tatsächlich gefragt, ist da der Fußball, also, wie sehr spielt der Fußball damit rein, dass der Fußball dann genau das Feld ist, wo die sich so treffen?
00:34:55: Also, wow, das ist total schön zusammengefasst, was da so alles passiert.
00:35:00: Ich bin auch grad den ganzen Film in meinem Kopf grad schnell durchlaufdurch gegangen.
00:35:04: Und ja, also, da gibt es wirklich ... viele Momente irgendwie von total gebeutelten Menschen, die da irgendwie ... Also, ich musste grad an Assad denken, der dann mit dem Obdachlosen zusammen auf der Parkbank sitzt und Assad aber ihm so zugewandt ist und ihn versucht irgendwie zu unterstützen und ihn halbt und so.
00:35:25: Also, ja, das gibt's ja schon oft.
00:35:27: Also, grundsätzlich, ja, der Fußball ... äh ... ist tatsächlich für mich auch so ein bisschen Ausgangslage gewesen.
00:35:35: Am Anfang dachte ich mir so, okay, wir haben da einen Archie, der... weiter nicht weg sein könnte biografisch von den Menschen, die da jetzt angekommen sind, die Neulinge sind in Deutschland, auch mit deren Biografie.
00:35:52: Die kommen aus Kriegsregionen, aus Krisenregionen, aus wirklich schwierigen Situationen, wo sie einfach wirklich gezwungen waren, ihr Land zu verlassen, kommen dann da irgendwo hin und treffen auf jemanden, der ehemals rechtsradikal war.
00:36:08: Und die treffen sich aber auf diesem Spielfeld.
00:36:10: Also irgendwie kommen die da zusammen.
00:36:12: Es ist wie so dieses Spannungsfeld, wo das irgendwie passieren kann.
00:36:18: Und das war für mich das Spannende.
00:36:20: Und ich glaube auch nach wie vor, jetzt musste ich mich kurz outen.
00:36:24: Ich war mir nicht sicher, ob ich es sagen sollte, aber ich habe gar nicht so viel Ahnung von Fußball.
00:36:31: Obwohl es ja schon dein zweiter Film ist, der Fußball
00:36:33: zu tun hat,
00:36:35: ne?
00:36:35: Ja, ich weiß.
00:36:36: Aber ich glaube, das ist wirklich auch dem geschuldet.
00:36:39: Ob man Fußball mag oder nicht, das kann man einfach nicht leugnen.
00:36:42: Das ist wirklich der globale Sport.
00:36:45: Also der Sport, der global einfach funktioniert und der wirklich Menschen auch von überall zusammenbringen kann.
00:36:53: Das ist super niedrigschwellig, irgendwie Fußball zu spielen.
00:36:56: Man braucht nicht viel.
00:36:57: Also klar, kann man sich irgendwie, weiß ich nicht, wie teuer so Torwart-Handschuhe sind.
00:37:00: Es kann natürlich irgendwie im Tausender-Bereich sein, kannst aber auch ohne spielen.
00:37:04: Und Hauptsache, du hast ein Ball.
00:37:06: Und dann tust du dann noch irgendwie zwei Flaschen hin und hast ein Tor.
00:37:09: Also ... einen Sport zu haben, der global so verbindend ist und auch wenn man sich natürlich die Mannschaften anguckt, die es so global gibt.
00:37:18: Also ich meine, allein wenn man sich unsere Nationalmannschaft oder generell irgendeine Nationalmannschaft anguckt, sieht man, dass die sehr divers sein können und gemischt sein können.
00:37:27: Dass es gar nicht mehr so sehr darum geht, so die deutsche Mannschaft sieht weiß und blauäugig aus, sondern... da geht ganz viel was so Zusammenkunft angehen kann und das natürlich jetzt wieder runter gebrochen.
00:37:43: auf so einer Region
00:37:44: wo
00:37:45: man erstens also wo Medien erstens auch gar nicht so wirklich hingucken oder nicht so oft und dann erst recht nicht mit so viel Geduld glaube ich Ist es für mich total spannend gewesen irgendwie, was dieser Raum so eröffnen kann und vor allem halt auch zu gucken, wie sehr können die sich dann überhaupt verstehen?
00:38:02: Also es geht ja um Annäherung.
00:38:04: Ganz am Anfang dachte ich irgendwie, Mensch, das ist ja richtig kuschelkursmäßig, die hier finden die sich, hier treffen die sich und man versteht sich, alles ist schön.
00:38:13: Und dann wurde mir aber sehr schnell klar, dass diese Empathie ... auch nur bis zu einem gewissen Punkt reicht.
00:38:21: und das meine ich jetzt gar nicht böse sondern eher klar haben wir alle so unterschiedliche realitäten dass es wahrscheinlich niemals möglich ist eins zu eins sich in die andere Person reinzufühlen.
00:38:34: Aber was wir machen können, ist es zu versuchen und zumindest irgendwie zu verstehen und zuzuhören.
00:38:42: Und dann sich halt zu unterstützen.
00:38:44: Und das machen die schon.
00:38:45: Und das ist für mich total schön zu sehen.
00:38:48: Also, so dieser, für mich, ich nenne das immer, das ist so ein Versuch.
00:38:52: Aber es ist ein wunderschöner Versuch.
00:38:54: Also, ich glaube, gerade in unserer heutigen Zeit, das ist ja gerade eben auch schon erwähnt irgendwie, was da politisch irgendwie auch ... im Moment gerade in den Regionen los ist, aber natürlich nicht nur in den Regionen, das ist ja mittlerweile wirklich ein sehr breites Problem, deutschlandweites Problem, was den Rechtsruck angeht, tut es total gut irgendwie, diese Menschen zu sehen und zu sehen, wie die so ganz niedrig-schwellig einfach aufeinander zugehen und sich unterstützen.
00:39:22: Also ich glaube auch wirklich, dass es genau das ist, was wir gerade brauchen.
00:39:28: Ich glaub, so dieses ... ja, weiß ich nicht.
00:39:31: Ich muss tatsächlich auch sagen, ich weiß auch grad gar nicht, was ich zu der aktuellen Politik und zu unserem aktuellen Bundeskanzler sagen soll.
00:39:38: Es wirkt alles sehr absurd und auch sehr, sehr rückschrittig.
00:39:42: Und umso mehr ist es einfach auch total schön und heilsam zu sehen, so die Leute oder die einfachen Menschen, die ich jetzt zumindest im Film begleitet hab.
00:39:53: Die haben das menschliche noch, die gehen noch aufeinander zu, auch wenn sie sich nicht verstehen.
00:39:58: Sei ich jetzt irgendwie sprachbarrieremäßig oder kulturell oder was auch immer.
00:40:03: Und da spielt natürlich Fußball eine große Rolle, aber nicht nur.
00:40:09: Ja, und leider ist es ja sogar nicht nur in Deutschland, sondern ein weltweites Problem mit dem Rechtsruck.
00:40:16: Zwei Szenen, die ich einfach gerne mal ansprechen würde oder wo ich Fragen zu hab, die jetzt aus dem Fußballkontext nochmal komplett raus sind.
00:40:27: Du hast das mit dem Rechtsanwalt schon erzählt.
00:40:31: Die beiden haben dann einen, also Thomas und seine Frau haben dann einen Videocall mit dem Anwalt.
00:40:39: Und ich muss sagen, das war für mich ... eine der schlimmsten Szenen des Films, weil die beiden so eine Angst davor haben, ob sie bleiben können, ob sie abgeschoben werden, weil sie versuchen, diese Angst zu vermitteln, auch irgendwie klarzumachen, Menschen, mit denen sie zu tun haben, sind in der Vergangenheit abgeschoben worden, sie fühlen sich nicht sicher, sie verstehen die Lage nicht, sie können ... Das ist ja auch dieses, was Leute sich viel zu selten ... dass viele nicht wissen, wie eingeschränkt das ist, was Menschen, die auf einen Aufenthaltsstatus warten, überhaupt machen können.
00:41:20: Die haben ja fast überhaupt keine Möglichkeit, an Gesellschaft teilzunehmen.
00:41:24: Und die sind so, die haben so ne Angst, und das ist so spürbar, diese Sorge und auch dieser Frust über diesen Stillstand.
00:41:33: Ja.
00:41:33: Von diesem Anwalt kommt eigentlich, also finde ich fast überhaupt nichts.
00:41:37: Man weiß jetzt hat jetzt natürlich nicht das komplette Gespräch da.
00:41:41: Das was kommt ist ehrlicherweise auch in einem dann nicht besonders guten Englisch, so dafür, dass der dann jemand in der Sprache betreut.
00:41:51: Und dann sagt er am Ende das Gespräch zu der Frau, so den übelsten Klassiker überhaupt, dass es aber auch schon mal besser wäre, wenn sie halt lächelt.
00:42:03: Ja.
00:42:04: Musst dich mit reinnehmen.
00:42:06: Ich hab wirklich ... Ich hab vor dem Film gesessen und hab gedacht, das kann jetzt wirklich nicht dein Ernst sein, dass du Leuten in so einer Situation, in so einer angespannten, angsterfüllten, schlimmen Situation so überhaupt nicht weiterhilfst, also für den Moment.
00:42:27: Du kannst, du hast ... In diesem Gespräch gibt es ... keine nichts.
00:42:31: Mut machen das, nichts Positives, nichts, worüber man wenigstens mal einmal kurz irgendwie durchatmen könnte.
00:42:37: Und dann aber am Ende zu sagen, ja, aber das wär alles nicht so schlimm, wenn du wenigstens mal lächeln würdest, das ist doch, also das gibt's aber überhaupt nicht.
00:42:47: Ja, gibt's.
00:42:49: Ja, also, was soll ich sagen?
00:42:52: Also ich, während der Dreharbeiten, hab ich mir auch gedacht, das darf jetzt nicht wahr sein.
00:42:57: Ähm ...
00:42:58: Man merkt es ihr auch an.
00:43:00: Man merkt
00:43:00: es komplett fassungslos.
00:43:02: Ja, also ich muss auch wirklich sagen, das ganze Gespräch, der Anwalt für das Gespräch, vornehmlich mit Thomas.
00:43:09: Und es ist wirklich nur erst gegen Ende gewesen, dass er sie dann angesprochen hat und das dann auch nur mit den Worten, naja, jetzt lächel mal und dann ist alles auch schon nicht so schlimm und dann ist das Leben, sieht das Leben schon ganz anders aus.
00:43:22: Und genau, das ist natürlich auch so ein patriarchaler Klassiker von Männern irgendwie, Frauen gegenüber.
00:43:28: Aber ich glaube, dass grundsätzlich mit der Empathie, finde ich, dass das thematisch in fast jeder Szene irgendwie zugrunde liegt.
00:43:40: Weil diese Frage von, wie weit versteht man eigentlich, was da los ist?
00:43:44: Wenn du jetzt zum Beispiel diese Szene ansprichst, also jetzt mit dem Lächeln, jede Frau ... die diese Szene sieht, empört sich.
00:43:52: Also es merke ich irgendwie, wenn ich den Film zeige, dass die Frauen dann so, boah, es kann nicht wahr sein.
00:43:59: Ich hab, dass diese Empörung höre ich nicht von Männern.
00:44:02: Und da sind wir wieder bei Empathie.
00:44:04: Wissen Männer eigentlich, was da irgendwie bei uns los ist, wenn wir so eine Aufforderung an Kopf geworfen bekommen?
00:44:12: Also das ist, finde ich, ein dermaßen breites Thema seit Jahren.
00:44:15: Diese mit dem Lächel doch mal.
00:44:17: Also wenn man das noch nicht mitbekommen hat, dann hat
00:44:19: man halt
00:44:19: unter einem Stein geschlafen.
00:44:21: Richtig.
00:44:21: Und ich habe da auch schon viel Diskussionen geführt und fühle ich auch immer noch.
00:44:26: Aber das... auf jetzt noch mal den Film zu heben, das breitere Bild.
00:44:32: Also das meinte ich vorhin mit, wie weit reicht eigentlich das Verständnis?
00:44:35: Thomas ist geduldet, er hat ein Duldungsstatus, der war zu dem Zeitpunkt seit vier Jahren in Deutschland.
00:44:41: Darf nicht arbeiten, weil mit einer Duldung darf man nicht arbeiten.
00:44:44: Das ist dann natürlich auch immer dieses Thema mit, was macht irgendwie, was machen rechte Leute dafür, narrativ draußen?
00:44:50: Das ist immer so, weil sie gehen nicht arbeiten, aber sie dürfen einfach nicht.
00:44:53: Und das muss man erst mal verstehen und das ist wichtig.
00:44:57: Aber zum Beispiel was jetzt den Fußball angeht und das meine ich mit wie weit versteht man sich da überhaupt.
00:45:02: Also es gab dann zum Beispiel die Situation, dass Aichi mit sehr sehr viel Hingabe und Energie tatsächlich organisiert hat, dass der FC Pio eingeladen wurde vom FC Hansa Rostock.
00:45:14: Die haben so ein Pro-Betraining gemacht, die wurden eingeladen zum Spiel gucken.
00:45:17: Also wirklich total schön.
00:45:19: Also auch, was er dann quasi seinem Team gibt.
00:45:23: Und hat dann auch Thomas, die waren auch wirklich befreundet.
00:45:25: Thomas gesagt, Mensch, komm noch mit, wir fahren nach Rostock.
00:45:27: Und wie sieht's aus?
00:45:29: Vielleicht in der Anführungszeichen, vielleicht wirst du ja entdeckt.
00:45:33: Und Thomas hat sich einfach nicht gemeldet.
00:45:35: Der hat dann irgendwie abgetan, auch wirklich schlecht kommuniziert.
00:45:39: Und es war so, ja, nee, kein Bock, irgendwie sowas.
00:45:42: Und Aichi war wirklich so ein Mann.
00:45:44: Ich geht mir hier mühe und was ist das für eine Wertschätzung?
00:45:46: Und was reagiert der so doof?
00:45:49: und dann fangen wir halt ohne dich so.
00:45:52: Ich wusste jetzt aber, was bei Thomas auf der Seite los war und das war tatsächlich der Samstag davor, bevor die am Sonntag dahin gefahren sind, war Thomas dabei, seinen Nachbar nach Hamburg zu begleiten, der sollte abgeschoben werden und der war mit ihm in Hamburg, um irgendwie in einer Hauruck-Aktion nochmal zu gucken, ob die diese Abschiebungen nicht aufhalten können.
00:46:18: So, und das hat nicht geklappt.
00:46:20: und mitten in der Nacht ist sein Nachbar, der in der gleichen Situation war wie Thomas, gleiches Setup.
00:46:25: Nachbar hatte, also der Freund von ihm, der hatte eine Familie, der hatte eine Frau, der hatte drei Kinder genauso wie Thomas und der ist in einer Nacht- und Nebel-Aktion verschwunden.
00:46:34: Und Thomas hat mir die Wohnung gezeigt, da lag alles noch drin, da waren die Betten, also waren auch Essen da, es ist wirklich total gruselig.
00:46:41: Und das war die Realität von Thomas in dem Moment, wo Aichi wollte, dass er mit zum FC Ansel Rostock kommt.
00:46:47: Und ich konnte in dem Moment total gut verstehen, das ist total schön, da so eine Möglichkeit zu haben.
00:46:56: nach Rostock zu fahren.
00:46:57: Aber die Lebensrealität ist in dem Moment so existenziell für ihn gewesen, dass das dann auch Fußball, auch wenn das eine schöne Sache ist, im Moment da nicht helfen konnte.
00:47:06: Der war einfach mit seinem Kopf und mit seinem Herzen in einer ganz anderen Situation, in dem er halt vorgelegt bekommen hat.
00:47:13: So kann es dir auch ergehen.
00:47:17: Und deswegen meine ich, also da... gehört natürlich eine Haufen Kommunikation dazu, im Sinne von auch wirklich zu verstehen, wie geht es meinen Spielern und natürlich im besten Falle, auch wenn deine Situation gerade krass ist, kannst du es vielleicht auch schaffen zurückzukommunizieren und respektvoll zurückzukommunizieren.
00:47:39: Aber deswegen ist es nicht immer so ein Versuch der Annäherung, weil ich habe einfach viel mitbekommen auf allen Seiten, was da so los ist.
00:47:46: Und wenn die Seiten eigentlich die Assas und Thomas aber miteinander kommuniziert haben, dann wusste ich viel mehr als die untereinander.
00:47:52: Und ja, ich glaub.
00:47:55: auch dass es damit was zu tun hat irgendwie, dass ich wahrscheinlich, muss ich nicht vielleicht ein bisschen geübter bin, was Empathie angeht und mehr Nachfrage und mehr Zuhöre, es ist halt auch wirklich eine Männerwelt da, muss ich einfach auch mal so sagen, wo jetzt ja auch geredet wird, aber also ich weiß noch, dass ich eigentlich mal gefragt hab, so sag mal, wie viel weißt du eigentlich von Thomas und seinen Rassismus-Erfahrungen, wie es ihm hier geht?
00:48:22: Ach, der macht Rassismus-Erfahrung.
00:48:23: Ach ja, Mensch, das war eigentlich gut.
00:48:25: So.
00:48:26: Und ja, also.
00:48:29: Klar, die müssen das natürlich auch lernen.
00:48:31: Das müssen
00:48:31: wir auch lernen,
00:48:32: natürlich.
00:48:33: Das
00:48:33: müssen wir alle.
00:48:34: Ja, definitiv.
00:48:36: Und auf der anderen Seite, also, genau, es gibt diese Situation.
00:48:40: Fußball ist natürlich also kein Wunderheiler.
00:48:42: Das kann man auf keinen Fall voraussetzen oder auch erwarten.
00:48:46: Das wäre ja also Quatsch.
00:48:49: Aber es gibt eben auch die Dinge, es gibt ja auch die Szene mit Thomas, wo er eben erzählt, dass dieses Fußballtraining, dieses regelmäßige, überhaupt mal so ein Bruch in dieser Übung Und überhaupt was, wofür es sich lohnt, rauszugehen, weil man noch sagen kann, man kann das wirklich nicht oft genug sagen.
00:49:12: Du hast das jetzt gerade schon gesagt, dass diese Menschen ja in dieser Wartezeit überhaupt nicht arbeiten dürfen.
00:49:18: Die können an so wenigen gesellschaftlichen Themen überhaupt Anteil haben, weil sie nicht in der Lage sind, ein eigenes Geld zu verdienen, obwohl sie es wollen.
00:49:28: Deren Frust nimmt mit der Zeit immer mehr zu.
00:49:32: Und bei ihm ist es halt auch so, dass er ja dann erzählt.
00:49:35: Über den Fußball hat er überhaupt mal einen festen Termin, wo er weiß, da geh ich hin, da treffe ich andere Menschen, da hab ich eine Aufgabe, da hab ich ein Ziel, ich will irgendwie gute Leistung machen, auf den Platz, ich will Spaß haben, ich will Spiele gewinnen.
00:49:50: und überhaupt diese Struktur halt erst mal wieder in einem Alltag zu haben.
00:49:54: Absolut.
00:49:55: Also, ich weiß nicht, ob es überhaupt Hörer bei dem Podcast gibt.
00:50:00: Aber wer schon mal, wer Langzeitarbeitslose kennt oder das vielleicht sogar der selber schon mal durch hat, ich kenn's nicht.
00:50:07: Aber ich kann mir vorstellen, dass das eine wahnsinnig psychische Belastung ist.
00:50:13: Und ... ist gäbe, aber Möglichkeiten da wieder rauszukommen.
00:50:18: Und wenn man aber als Geflüchteter herkommt und dann in so einer Langzeitarbeitslosigkeit letztendlich ist es ja irgendwie sowas, bleibt mit struktureller Diskriminierung und Rassismus und wirklich Chancenlosigkeit da auch rauszukommen, weil man erst mal überhaupt in dem Land ankommen muss.
00:50:36: Dann heißt es ja immer noch nicht, dass man dann einen Job kriegt.
00:50:38: Aber das ist ja, also da gibt es ja eine Stufe davor.
00:50:43: Ja, und dann darf man nicht vergessen, mein Sport ist auch Dopaminausschuss.
00:50:46: Also sich auspowern und Thomas ist ein wahnsinnig kräftiger Typ.
00:50:51: Der muss auch... ist total klar, dass der auch wirklich Lust hat, irgendwie Sport zu machen.
00:50:57: Das sagt er auch irgendwie immer.
00:50:59: Ich will mich bewegen.
00:50:59: Ich hab Kraft, ich weiß aber nicht wohin mit meiner Kraft.
00:51:03: Ich würde auch Dachdecker machen, aber das kann ich alles nicht.
00:51:06: Genau, und dann ist der Sport natürlich für den großartig.
00:51:11: wie du schon sagst, einmal diesen Termin zu haben, einmal auch Struktur zu haben.
00:51:14: Und nur zu Hause zu sitzen und vor sich hin zu schimmeln, das ist für niemanden gesund.
00:51:20: Nee, also vor allen Dingen, wenn es halt auch so erzwungen ist.
00:51:25: Wobei, ich das immer wichtig finde, also da auch nicht aus unserer totalen Entfernung irgendwie so quasi eine Wertung zu treffen, Menschen, die aus welchen Gründen auch immer in der Arbeitslosigkeit sind, auch über einen längeren Zeitraum, dass das immer ein krasser Struggle da wieder rauszukommen.
00:51:47: Da können immer auch viele, viele Punkte sein.
00:51:51: Die das erschweren, also von daher gesehen.
00:51:54: Nee, ohne da jetzt so tief reinzugehen, es gibt so viele Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit.
00:51:59: Aber ich glaube, egal, was die Gründe sind, manchmal ist es mental bedingt, manchmal ist es körperlich gesundheitlich bedingt.
00:52:08: Es gibt so viele Gründe dafür, aber ich glaube, dass es den wenigsten gut damit geht.
00:52:15: Und das ist immer noch nicht zu vergleichen mit einem Duldungsstatus, aber nur, um mal da so ansatzweise so vielleicht so ein Gefühl zu bekommen.
00:52:24: Genau.
00:52:26: Und einen Punkt, den ich aus dem Film gerne auch noch mal ansprechen würde, den ich wirklich heftig fand.
00:52:35: Es kommt dann eben mit dem Verlauf des Films die Geschichte rein.
00:52:40: Das Archie als junger Mann.
00:52:45: Er sagt an einer Stelle, er hatte immer eine rechte Grundeinstellung.
00:52:49: Es ist dann deutlich schlimmer geworden, als er in den Neubrandenburg gegangen ist.
00:52:55: Und er hat dann da auch sich Gruppen angeschlossen, die eben tatsächlich auch aktiv waren aus ihrer Einstellung heraus.
00:53:06: Also die Menschen da auch, er sagt Schlägereien, da gab es hauptsächlich dann eher mit den Linken.
00:53:12: Also das hat man dann weniger gehabt mit Menschen, die jetzt nach Deutschland gekommen sind aus anderen Ländern.
00:53:19: Aber natürlich gab es so dieses Bedrohungs-Szenarien da aufbauen.
00:53:24: zu irgendwelchen Einrichtungen gehen und so weiter.
00:53:27: Du hast da tatsächlich, vielleicht kannst du da gleich noch kurz was zu sagen, auch Filmmaterial aus dieser Zeit, wo ich mich gefragt habe, da sind ja auch andere Leute irgendwie drauf zu sehen, wie das eigentlich funktioniert.
00:53:39: Und während er aber heute das Jahr total reflektiert und auch sagt, also das war Mist, er hat da dazugelernt, er hat sich da halt ... irgendwie so ein bisschen hinreißen lassen, ist vielleicht zu leicht gesagt, aber man nimmt ihm das total ab, dass er das verstanden hat und dass diese Reflexion eben authentisch ist.
00:54:03: Und dann gibt's aber die Szene, wo er zu seinem alten Tätowier geht und sich eben was Neues stechen lässt und der dann aber wiederum in Bezug auf die damalige Zeit eigentlich nicht so richtig ein Problem sieht und dann sagt, das war doch lustig so, wir hatten doch Spaß.
00:54:22: Und der dann auch ... also, dieses ganze Gespräch.
00:54:30: Also, wie der Menschen bezeichnet, wie krass aus allem, was er sagt, diese weiterhin existierende Abwertung, die man jetzt halt einfach nur nicht mehr so offen zur Schau trägt, wie damals irgendwie klar wird.
00:54:46: Fand ich schon heftig.
00:54:50: Äh ... Wie?
00:54:50: Ja, also ... Ja, fertig.
00:54:52: Und was ja dann?
00:54:54: Also, du hast das vorhin gesagt, du kannst ... Es nachvollziehen, wie sich in der Region mit dann entsprechend in bestimmten Regionen eben auch eine vielleicht besonders manifestierten Einstellung, wie sich das da anfühlt, als POC unterwegs zu
00:55:14: sein.
00:55:14: Wie hast du diese Situation für dich denn auch empfunden dabei dem Tätowierer?
00:55:18: Also weil ich hab das Gefühl gehabt, da muss man ja eigentlich rückwärts raus stolpern.
00:55:24: Also gut, dass wir am Anfang darüber geredet haben, wie ich so funktioniere.
00:55:28: Wie gesagt, ich bin halt grundsätzlich ein ziemlich neugieriger Mensch.
00:55:32: Und für mich ist auch das... Also... Erst mal von Anfang, also vorab muss ich sagen, es gab zu keinem Zeitpunkt irgendwie auch da das Gefühl, dass ich irgendwie gefährdet war.
00:55:44: Also ich hatte nicht das Gefühl, dass der jetzt auf einmal seinen Baseballschläger rausholt oder irgendwas Komisches passiert.
00:55:49: Ich hatte mit dem im Vorhinein telefoniert und wir haben uns auch gut verstanden.
00:55:57: Der wusste, was wir vorhaben.
00:55:59: Seine Frau war im Bild.
00:56:00: Die sieht man in der zweiten Szene.
00:56:01: Die gehen nach dem Tätowier noch zu dem nach Hause.
00:56:05: Das war ein sehr langer Tag für uns alle, glaub ich.
00:56:11: Aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst.
00:56:13: Ich hab nur gemerkt, im Laufe der Dreharbeiten ... Oha,
00:56:20: der
00:56:21: ist tatsächlich sehr ... sehr sehr sehr sehr sehr tief in der Szene gewesen.
00:56:27: Ich rede jetzt nicht von Aichi, ich rede jetzt von dem Tattoo wieder.
00:56:29: Du sagst dir
00:56:31: auch, er war im Knast und so weit.
00:56:32: Genau,
00:56:32: genau.
00:56:33: Also ohne da jetzt ins Detail zu gehen, weil das hatte mir alles hinter der Kamera erzählt und ich glaube, das ist auch in seinem Sinne, wenn das da bleibt.
00:56:40: Aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass da wirklich sehr tief in der Szene ist.
00:56:43: Ich würde ihn auch niemals als Aussteiger bezeichnen.
00:56:47: Nichtsdestotrotz war es natürlich für mich in so einem safeen space mit ihm und seiner frau total interessant dann auch nach den dreharbeiten irgendwie von seinem leben zu erfahren und mich mit ihm da auszutauschen.
00:57:01: Und das habe ich jetzt auch nicht das erste mal gemacht.
00:57:04: ich habe jetzt nicht dass es irgendwie meine die regel wäre.
00:57:08: bei mir aber ist jetzt schon ein paar Mal vorgekommen, dass ich irgendwie mit Neo-Nazis zu tun habe und da irgendwie mit denen sitze und wir quatschen oder ich werde vor allem zugequatscht.
00:57:20: Und das ist aber, wie gesagt, da geht bei mir irgendwie so, das ist diese Dokumentarfilm-Neugier da an und ich bin dann total ohr und will total viel wissen.
00:57:30: Klar kommt das dann manchmal zu so einem Punkt, dass ich sage, okay, jetzt will ich wirklich nichts mehr wissen, jetzt habe ich genug.
00:57:34: Oder habe ich dann auch Verhalte in der Situation, In meiner Rolle als Dokumentarfilmerin hätte ich den privat getroffen.
00:57:42: Die Unterhaltung glaube ich auch anders gewesen, aber ich gehe da rein in diesen Raum und muss wirklich sagen und da schließe ich den Tätowierer mit ein und seine Frau.
00:57:54: Egal welche Gesinnung oder was auch immer, ich bin einfach... wirklich, wirklich dankbar, wenn Leute mir das Vertrauen schenken, vor meiner Kamera zu gehen und so offen zu sein.
00:58:04: Und klar hat er sich zurückgehalten, aber trotzdem war da eine gewisse Offenheit im Sinne von, dass er uns überhaupt in die Wohnung eingeladen hat.
00:58:12: Das war eigentlich so auch nicht geplant, dass wir da sein konnten und dass er sich mir auch im Nachhinein so anvertraut hat, was seine Vergangenheit angeht.
00:58:21: und seine Ansichten angeht.
00:58:24: Ich fand das, um auf deine Frage zurückzukommen, mir ging's gut.
00:58:27: Ich fand das extremst absurd.
00:58:29: Ich weiß, dass mein Team gelitten hat, also mein Tonmann und meine Kamerafrau.
00:58:33: Ich hab die dann zum Italiener geschickt und die brauchten auf jeden Fall Pause, aber ich war noch so okay.
00:58:40: Ich hab's mir dann richtig gegeben und saß dann mit ihm da alleine noch und hab mir dann seine Sachen angehört.
00:58:46: Ja, es ist für mich tatsächlich, das hab ich nicht zum ersten Mal erlebt.
00:58:50: gesagt, ich habe in MV gelebt und ich habe auch da die Erfahrung gemacht, einfach mit Rechtsextremen und auch Neonazis zusammenzusitzen und mich mit denen auszutauschen oder irgendwie eine Form von Austausch zu haben oder Unterhaltung ist einfach das Absurdeste überhaupt.
00:59:07: und gleichzeitig wird mir da immer wieder klar, dass wir erst mal ja total an völlig unterschiedlichen Enden sind.
00:59:18: Es gibt ja auch Migranten mit rechter Gesinnung.
00:59:20: Aber ich bin wirklich Migrantin mit linker Gesinnung.
00:59:23: Und er weiß mit rechter.
00:59:25: Ich glaub, weiter entfernt hätten wir nicht sein können.
00:59:28: Und dann trotzdem diesen Moment zu haben, wo wir da sitzen und miteinander sein können und uns austauschen können.
00:59:34: Natürlich hab ich mir gesagt, irgendwie schon ein bisschen quatschen.
00:59:37: Hey, wieso überhaupt?
00:59:39: Ist jetzt nicht so, dass ich nur gesagt, da genickt hab und alles für vollgenommen hab.
00:59:45: Und es war sehr schnell klar, dass er da auch irgendwie so ein bisschen in Erklärungsnot kam.
00:59:51: So, beziehungsweise es ging dann auch sehr schnell irgendwie so zu seiner... Wie wahrscheinlich bei vielen von uns ging dann schnell irgendwie auf Kindheit und Biografie zurück, woher das alles auch irgendwie hätte kommen können.
01:00:04: Ja, und ich muss ehrlich sagen, ich bin total nach wie vor total dankbar für diesen Moment.
01:00:13: dass so was geht.
01:00:15: Und ich glaube, das macht mir auch immer wieder Mut zu sehen.
01:00:21: Deutschland wird kein linkes Land und kein super, weiß ich nicht, also ich sehe gerade Progressivität und linksgewandt und feministisch und all das, was ich mir irgendwie wünschen würde, sehe ich gerade nicht.
01:00:32: Aber wenn wir es schaffen würden, so wie ich mit ihm da zusammen auf der Couch saß, dass wir uns einfach in Ruhe lassen und akzeptieren können, miteinander umgehen können, ohne dass wir uns irgendwie, also vor allem ohne dass wir auf die Fresse kriegen, das wäre schon mal schön.
01:00:49: Und das war irgendwie so ein Moment.
01:00:52: Dass das einfach Gewaltfreies zusammensitzen und Austausch, auch trotz Meinungsunterschiede, dass das einfach geht.
01:00:59: Und wenn so ein Moment irgendwie, weiß ich nicht, unser politisches Klima wieder bestimmen könnte, das wäre halt großartig.
01:01:09: Aber ja, war schon sehr absurd.
01:01:11: Also, ich weiß, dass mein Drehteam hat sehr gelitten.
01:01:15: Ich muss aber auch sagen, ich find das schon auch groß von dir in dem Moment, weil wie du gerade gesagt hast, es geht ja nicht nur um Meinungsunterschiede, sondern zum Meinungsunterschied auf der anderen Seite gehört ja eben auch ... dann Gewalt ausüben zu wollen.
01:01:31: Und das, finde ich, ist in dieser ganzen Diskussion, wenn dann irgendwie links und rechts sich so gegenübergestellt wird.
01:01:38: Natürlich ein großer Teil der Problematik.
01:01:41: Also, in dem Moment, wo du sagst, du kannst dich mit dem da hinsetzen und ihr könnt euch für den Moment beide sein lassen, ist es ja aber trotzdem so, wenn ihr beide aus dem Raum rausgeht.
01:01:53: Absolut.
01:01:54: dann verprügelst du halt keine Rechtsradikalen, weißt du?
01:01:57: Das ist richtig.
01:01:58: Da sind wir bei der ganzen Debatte um Linksextremismus versus Rechtsextremismus.
01:02:05: Sorry, da bin ich auch raus.
01:02:07: Da muss man sich einmal die Statistiken angucken.
01:02:09: Es geht einfach keine Gefahr von Linksextremismus aus, was Gewaltbereitschaft angeht, was Hetzer angeht, was Häuser an Zünden angeht, was Todesfälle angeht, wie vom Rechtsextremismus.
01:02:23: das muss also ist.
01:02:24: Ich bin da, kann da auch irgendwie nicht immer ganz nachvollziehen, warum das beides auf eine Stufe gehoben wird.
01:02:30: Und ich muss auch dazu sagen, die Gespräche, die ich hatte mit, wie gesagt, Neonazis, das waren Einzelgespräche.
01:02:37: Also, das kann man völlig vergessen, dass man mit einer alkoholisierten Männergruppe, die Neonazis sind, sich hinsetzen kann und dann gemütlich sprechen kann.
01:02:46: Also, nein, das lasst
01:02:48: sich ... Alkoholisierte Männergruppen, so oder so, schwierig.
01:02:51: Da fahren wir an und dann auch noch ... Das ist auch ein Fußball-Thema und dann auch noch rechts.
01:02:56: Also, ich muss wirklich sagen, zum Thema Fußball, wo ich auch irgendwie völlig baff war und nicht wusste, wie mir geschieht, ich hatte mein erstes ... Ich war schon mal irgendwie als Kind im Olympia-Stadium, da hat, glaub ich, irgendeine U-Mannschaft gespielt, ich hab nichts mitgekriegt, ich kann mich auch ganz schlecht erinnern.
01:03:13: Aber das war das erste Fußballspiel, was ich so bewusst mitbekommen hab.
01:03:17: Das war dann tatsächlich beim FC Hansa Rostock, und wir wollten ja mit der Mannschaft drehen.
01:03:22: Mit dem FC Pio drehen.
01:03:24: Und wir hatten aber keine Plätze mehr.
01:03:27: Das war auch noch in der Stoffentwicklung.
01:03:28: Das war alles so ein bisschen hauropmäßig.
01:03:30: Und ich war dann so, okay, da in dem Block six A, da sind noch Plätze frei, ich buch mir die einfach und dann können wir ja irgendwie mit einem iPhone rüber zum FC Pio und dann können wir die ein bisschen drehen, wie die da das Spiel gucken.
01:03:42: Dann gab es Gott sei Dank und das war großer Zufall und ich bin dem Zufall so dankbar oder dem Schicksal oder wer auch immer.
01:03:49: dass dann doch noch zwei Tickets frei waren für mich und meine Kamerafrau, dass wir dann doch bei dem FC Po sitzen konnten in der Tribüne, wo die auch waren.
01:03:57: Als ich dann da war und zu diesem Block VIa geguckt habe, mir war nicht bewusst, dass da die Ultras saßen bzw.
01:04:04: mir gegenüber waren.
01:04:05: Ich ... Ich bin mir nicht ganz sicher, wie die alle heißen, aber gegenüber war wirklich eine krasse Fankurve, Ultras, Subtras, keine Ahnung.
01:04:13: Und angeblich gibt es da noch mal so eine Spaltung beim FC Hansa, bei den Ultras.
01:04:18: Da gibt's noch mal so eine zweite Gruppe, und das war der Block-Sex-A.
01:04:22: Und ich hab eigentlich nur dahin geguckt, weil das für mich irgendwie als Soziologin, hab ich auch noch studiert, total spannend war, was dieses Verhalten anging.
01:04:31: Ich fand, ich war ... Ich weiß nicht, wie viel ich vom Spiel mitbekommen habe.
01:04:36: Ich war mit meinen Augen eigentlich da.
01:04:40: Da sind wir bei alkoholisierter Männer-Hooligan-Gruppe.
01:04:44: Das war viel für mich.
01:04:47: Und für meine Kamerafrau auch.
01:04:49: Ja, kann ich sehr gut verstehen.
01:04:51: Also, da können wir jetzt noch viel weiter sprechen außerhalb des Podcasts.
01:04:57: Also, ist mit Fangruppen eine quasi zweischneidige Problematik.
01:05:04: Es gibt die Problematiken innerhalb von Fangruppen, die existieren und die man ansprechen muss.
01:05:09: Und das gibt gleichzeitig aber auch eben die Geschichte, dass Fußballfans gerne auf eine Art und Weise dann in ihrer Gesamtheit ... dargestellt werden, die der Diversität von Phantom und auch dem an vielen Standorten sehr sehr linken und sehr gesellschaftlich zugewandten Engagement überhaupt nicht gerecht wird.
01:05:32: Aber Alkohol ist da auf jeden Fall ein Faktor, den man wirklich Ja, viel zu oft, finde ich, außen vorlässt.
01:05:43: Ich fand es auch spannend, dass tatsächlich Eichides im Film ja erzählt, über seine Vergangenheit, dass der Kipppunkt eigentlich immer vom Alkohol mitbestimmt wurde.
01:05:53: Ja, ja, ja.
01:05:54: Also, er hat mir letztens erzählt, dass es wirklich so war, dass die sich morgens um acht Uhr morgens schon am Bahnhofshalle getroffen haben, um zu saufen bis abends.
01:06:04: Also, das war halt sein ... seinen Lifestyle tatsächlich.
01:06:08: Und dann kann man sich ja ungefähr vorstellen, was das macht.
01:06:11: Ähm, um ganz am Schluss, ähm, noch mal, ähm, äh, zum, äh, zum Peke schähen, auf den Platz quasi zurückzuzykkeln.
01:06:22: Was mich noch interessieren würde, was, was deine eigene Biografie jetzt angeht.
01:06:26: Du hast schon gesagt, du hast mit Fußball selber eigentlich gar nicht so die totalen Aktien.
01:06:29: Aber du hast ja, ähm, zwei Tausend neunzehn als deinen ersten mittel- langen Film, ist das dann, glaub ich, ne?
01:06:37: Marc, zwei Tausend.
01:06:37: Äh, zwei-tausendneun, Entschuldigung, wie zwei-tausendneunzehn.
01:06:41: Mapi Liberia gemacht einen Film über eine junge Frau, die in einem liberianischen Flüchtlingslager einen Frauenteam gründet.
01:06:51: Magst du vielleicht zum Abschluss noch kurz was dazu sagen, wie das, also wie es dazu kam und ... Eichi, das werden wir verlinken in den Show-Nutz.
01:07:02: Der Film heißt natürlich nicht Eichi.
01:07:03: Im Osten was Neues, den Film über unter anderem Eichi.
01:07:07: Den kann man ... Aktuell in den Kinos sehen, also ab dem Zeitpunkt der Ausstrahlung der Folge.
01:07:16: Da verlinken wir auch, wo und wie der gezeigt wird.
01:07:20: Aber wie kann man dann vielleicht so einen älteren Film wie Mapi Liberia auch sehen?
01:07:24: Gibt's da Streaming-Möglichkeiten?
01:07:27: Also da muss ich tatsächlich sagen, an die Leute, die Medienaffin sind, irgendwann gab's ja die Umstellung auf HD.
01:07:33: Es ist mittlerweile schon irgendwie so ... Jetzt sind wir bei VK.
01:07:40: Wir haben den Film gedreht, da gab es noch SD.
01:07:43: Also der hat leider so eine schlechte Qualität, der wird auch nirgendwo gestreamt.
01:07:46: Und wie gesagt, es war auch leider, also es war auch wirklich so ein Studentenprojekt, ein schönes Projekt.
01:07:53: Aber den kann man aktuell nicht sehen.
01:07:55: Also was man machen kann auf jeden Fall, ich habe eine Homepage.
01:07:59: Ich glaub, Loreen Blumenthal.com.
01:08:02: Da steht auch meine, ich meine E-Mail-Adresse drauf.
01:08:05: Verlinken
01:08:05: wir auch in den Show notes.
01:08:07: Super.
01:08:07: Dann kann man mich gerne direkt ansprechen, dann gebe ich gerne mal einen Link raus.
01:08:11: Aber der ist jetzt nicht wirklich so zugänglich.
01:08:14: Da ging es tatsächlich darum, also muss man einfach sagen, Fußball hat halt einfach auch wirklich unglaublich Empowerendes.
01:08:23: Da ging es vornehmlich darum irgendwie auch, um das Thema Geflüchtete und deren Situation, wo eigentlich nichts vorwärts und nicht... Also, wo wirklich gar keine Entwicklung irgendwie in Aussicht steht und man gar keine Zukunftsperspektive.
01:08:39: Und da geht es um Lucy, das ist eine Latina-US-Amerikanerin.
01:08:46: die dort hinkommt und mit einem befreundeten Libriana so eine Frauenfußballmannschaft zusammen gründet.
01:08:54: Und sie hat aber ihren Vater verloren kurz vorher und den hat sie immer Mappy genannt, deswegen hat sie das Team so genannt und das Team heißt, das Fußballteam heißt Mappy und es geht quasi um Lucy und ihren Verlust von einem Angehörigen von ihrem Vater.
01:09:11: Und es geht auch um die anderen zwei Frauen, die in der Mannschaft spielen und um deren Verluste von Familienangehörigen und deren Umgang damit.
01:09:21: Und dann ist es aber wirklich so ein Porträt von dieser Mannschaft, die können am Anfang nichts, die schießen die ganze Zeit daneben, kennen keine Regeln, nehmen die ganze Zeit den Ball in die Hand und haben dann aber wirklich das erste Mal so ein Auswärtsspiel und spielen dann gegen die Ghana International School.
01:09:36: Und also da geht es dann wirklich darum so, die Mannschaft, wie sie sich aufbaut und schafft sie es jetzt auch irgendwie, sich gegen eine profilierte Mannschaft zu beweisen.
01:09:49: Ich sag mal nicht, wie es ausgeht, den Punktestand.
01:09:52: Aber genau, da war das Thema eher so in der Richtung.
01:09:57: sehr schön.
01:09:58: Dann würde ich sagen, wir machen an dieser Stelle mal einen Schleifchen drum.
01:10:03: Es ist tatsächlich auch schon eine der längeren Folgen geworden.
01:10:06: Aber wir haben natürlich heute auch thematisch eine große Reise hingelegt.
01:10:12: Also von deinem Film Hintergrund über wichtige politische Themen, die wir hier ja auch rund um den Fußball immer wieder im Podcast haben, hin zu eben der Rolle, die jetzt in deinem im Film Fußball spielt und eben auch für die Menschen, mit denen du im Film die Begegnung zeigst.
01:10:35: Lorin, ich danke dir ganz herzlich, dass du die
01:10:37: zeigst.
01:10:37: Kann ich noch eine letzte Sache sagen?
01:10:39: Ich find's super schnell.
01:10:41: Bitte.
01:10:42: Der Film kommt ja jetzt in die Kinos.
01:10:44: Der wird auch irgendwann, ich glaub, Anfang Dezember im ZDF-gezeigten der Mediathek.
01:10:50: Was wir aber nach wie vor vorhaben, ist wirklich, den Film in ländliche Regionen zu bringen.
01:10:55: Wir haben jetzt damit angefangen.
01:10:56: Ich komme jetzt gerade aus Güstro, aus Mecklenburg-Vorpommern.
01:11:00: Und was wir wirklich machen wollen, ist für im Jahr auch mit Fußballvereinen Filmscreenings zu organisieren, wo wir uns dann zusammen hinsetzen.
01:11:10: Also... Das ist alles noch in der Mache und in der Organisation.
01:11:13: Aber wenn es sozusagen Leute gibt bei deinen Zuhörerinnen, die sagen, wir haben Fußballverein und es wäre voll schön, irgendwie den Film dort zu zeigen, das kann wirklich ein Vereinsheim sein, alles, was man braucht, ist irgendwie ein Beamer und eine Leinwand.
01:11:26: Es gibt da auch strukturelle Möglichkeiten, mit mobilen Kino zusammenzuarbeiten.
01:11:31: Aber wenn es Leute gibt, auch da entweder über Instagram könnt ihr uns anschreiben oder über die Webseite im Ostenwasneues-Film.de.
01:11:40: Und genau, das haben wir uns sehr für sechsundzwanzig vorgenommen, auch wirklich in die Vereine reinzugehen.
01:11:46: Sehr, sehr cool.
01:11:47: Klingt nach einer guten Idee.
01:11:49: Und nochmal der Hinweis an die Hörerinnen.
01:11:52: Alles rund um den Film und Erreichbarkeiten und so weiter findet ihr alles in den Show-Notes.
01:11:57: Das heißt, da könnt ihr euch gerne bei Lorine oder bei den Filme, also bei den im Hintergrund Filmverantwortlichen melden.
01:12:05: Genau.
01:12:05: Und dir danke ich ganz, ganz, ganz herzlich fürs Einlassen auf den Podcast und für deine Zeit.
01:12:13: Das hat mir sehr großen Spaß gemacht.
01:12:15: Mir auch.
01:12:16: Vielen Dank.
01:12:17: Sehr schön.
01:12:18: Und euch, liebe Hörerinnen, verabschiede ich in die nächsten vierzehn Tage.
01:12:23: Wir hören uns nämlich in zwei Wochen wieder.
01:12:25: Und bis dahin, passt auf euch und aufeinander auf.
01:12:28: Ciao.
01:12:29: Tschüss.
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